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#Fussball: These vom „toleranten Patriotismus … ist gefährlicher Unsinn, ein Stück Volksverdummung“ (W. Heitmeyer)

18. Juni 2012

„Schland“- und „SIEG“-Gegröhle, Deutschlandfahnen am Fenster oder dem Auto, stundenlanges Rudelhupen … allein ca. 28 Millionen Menschen sollen in Deutschland das Fußballspiel „Dänemark – Deutschland“ (1:2) der EM 2012 am 17.06. live im TV verfolgt haben, die Rudelglotzer_innen beim sog. „Public Viewing“ sollen da noch nicht mal mit eingerechnet sein (Quelle: in diversen on/offline Medien).

Auf Twitter hat während des Spiels der Fake-Account @PiratenOnline (mittlerweile suspendiert) mit rassistisch-nationalistischen Sprüchen für Aufregung gesorgt (z.B. „Özil ist garantiert kein Deutscher! Ein Stück Papier ändert nicht die Abstammung.“).

Kein Fake und nicht neu ist dagegen, daß im Fußballtaumel und „Party-Patriotismus“ einer WM oder EM die Fremdenfeindlichkeit wächst. Deutschland hat weder während der Fußball-WM 2006 in deutschen Landen, noch während der folgenden Fußball-Welt- oder Europameisterschaften zu einem  „toleranten Patriotismus“ im kollektiven Jubel gefunden. Derartige Thesen seien „gefährlicher Unsinn, ein Stück Volksverdummung“, konstatiert immer wieder Wilhelm Heitmeyer, Leiter des Instituts für Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld, und belegt dies anhand seiner Langzeituntersuchung zu „Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit (GMF)„. (s.a. SZ 15.12.2006)

Weiter Links zum Thema:

  • Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit (GMF)
    „Die humane Qualität einer Gesellschaft erkennt man nicht an Ethikdebatten in Feuilletons meinungsbildender Printmedien oder in Talkshows, sondern am Umgang mit schwachen Gruppen. Der kann sich in vielen Facetten ausdrücken …“
    Projekt-Homepage beim Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG): www.uni-bielefeld.de
  • Zwischen Patriotismus und Nationalismus
    „Das rauschhafte Feiern eines Nationalteams kann zur Abwertung von Minderheiten führen“ Ronny Blaschke im Deutschlandfunk 17.06.2012
  • Wilhelm Heitmeyer im Buch „Angriff von Rechtsaußen. Wie Neonazis den Fußball missbrauchen“ – „Das Stadion ist der einzige Ort, wo Abwertungsmuster eine breite Öffentlichkeit erreichen – ohne Sanktionen“ (2011)
    Ronny Blaschke im Interview mit dem Bielefelder Gewaltforscher Wilhelm Heitmeyer via www.fes-online-akademie.de (PDF)
  • Deutsche Zustände 2011: Wer sich bedroht fühlt, agiert menschenfeindlicher
    „Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, die Abwertung von Obdachlosen, Behinderten und Langzeitarbeitslosen steigen wieder an; soziale Unsicherheiten tragen dazu bei, dass Menschen gewaltbereiter und menschenfeindlicher agieren.“
    www.netz-gegen-nazis.de
  • „Neue Menschenfeindlichkeit“
    „Wie halten es die Deutschen mit Fremden, sozial Schwachen oder Muslimen?“ Konfliktforscher Andreas Zick im WDR 2 Interview: www.wdr2.de 02.06.2012
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